Aufbau und Entwicklung  

Über den grundsätzlichen Aufbau von Kometen und ihr Verhalten bei Annäherung an die Sonne gibt es heute keine Kontroversen mehr, aber im Detail bleiben Überraschungen an der Tagesordnung. Im Zentrum jedes Kometen befindet sich ein fester Kern von einigen Metern bis Kilometern Größe, der aus felsigem Material und eingelagerten gefrorenen Gasen besteht. Im Gegensatz zu den Vorstellungen Whipples dominieren letztere den Kern aber nicht, so dass sein populärer Begriff des »schmutzigen Schneeballs« eigentlich durch einen »vereisten Schmutzball« ersetzt werden müsste. In Sonnennähe gehen erst die flüchtigsten chemischen Verbindungen vom Eis- in den Gaszustand über (ohne zwischendurch flüssig geworden zu sein, man spricht von Sublimation) und schließlich das Wassereis, das den Großteil des Eises ausmacht. Das mit einigen Metern pro Sekunde ausströmende Gas reißt Staubteilchen mit, die zusammen mit ihm die Koma bilden.

Sie gibt den Kometen einerseits als solchen zu erkennen, der vorher auch für einen Kleinplaneten gehalten werden konnte – und sorgt zugleich dafür, dass sich der Kometenkern selbst unsichtbar macht, denn der dichteste innere Bereich der Koma ist undurchsichtig. Die Bestimmung der Kerngröße, eigentlich die zentrale Eigenschaft jedes Kometen, ist damit zugleich eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. Die Farbe der Koma – auf guten Fotos oder gar im Teleskop – verrät immerhin viel über seine Chemie und physikalischen Eigenschaften: Ist sie gelblich-weiß, dominiert der Staub, hat sie einen grünlichen oder generell farbigen Ton, überwiegt die Strahlung der Gasmoleküle.

Und schließlich die Schweife: Nicht jeder Komet entwickelt sie, und wenn, dann sind ihrer Formenvielfalt kaum Grenzen gesetzt, wie erst im Frühjahr 2013 lehrbuchreif die Kometen PANSTARRS und Lemmon vorgeführt haben. Ihre Quelle ist immer die Koma, auf die die Sonne in zweifacher Weise einwirkt. Zum einen übt ihr Licht einen Strahlungsdruck aus, der zwar nicht den Kometenkern, wohl aber die winzigen Staubteilchen in der Koma beeinflussen kann: Er schiebt sie von der Sonne fort, so als ob deren Schwerkraft ein wenig verringert worden sei.

Und gleichzeitig strömen geladene Teilchen von der Sonne in den Raum: Dieser Sonnenwind treibt aus der Koma noch einen zweiten Schweif heraus, manchmal Hunderte Millionen Kilometer weit. Für die »Größe« eines Kometen am Himmel ist allerdings weitgehend der staubige Schweif zuständig, der für das menschliche Auge wesentlich besser zu sehen ist.

 
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